Bernd Ludwig/Schauspieler
 
         

"Der Trinker"
(nach Hans Fallada)

Regie: Ulrich Simontowitz
Bühne: Stefanie Bürkle
1994

Eigenproduktion im "Theater am Ufer"


Neben meiner Arbeit im Theater am Ufer habe ich 1994 einen Roman von Hans Fallada bearbeitet und in den Räumen dort (meist als Nachtvorstellung) gezeigt. Zwei Kritiken beschreiben die Arbeit.

"Ein hübsches Stückchen Hölle, das Erwin Sommer in der geschlossenen Abteilung einer Trinkerheilanstalt durchlebt - und mit ihm die Besucher des Kreuzberger Theaters am Ufer, die schon durch die "Eintrittskarte" - ein Fläschchen Kräuterschnaps - auf das eingestimmt werden, was da völlig unsentimental und zum Teil sarkastisch komisch daherkommt.

Wie schade, daß ich so viele Jahre versäumt habe, in denen ich hätte Schnaps trinken können, lallt der Alkoholiker auf dem Höhepunkt seiner Suchtkarriere und mixt sich aus einem Drittel Wasser und einem Schuß 95prozentige Desinfektionsalkohols seinen nächsten, vielleicht letzten Drink.

Bernd Ludwig ist der Trinker, den Hans Fallada 1944 als Romanfigur geschaffen hat. In dieser Collage aus Szenen und rezitierten Innenansichten spielt er ihn ebenso lustvoll wie vielschichtig. Kein apathischer Säufer, sondern ein Mann, der mit dem Schnaps seiner erkannten Unzulänglichkeit entrinnen will. Ihm zur Seite steht Sabine Vitua, die in dieser spannungsreichen Inszenierung von Ulrich Simontowitz alle weiblichen Parts übernommen hat. und ihre Persönlichkeit mit den Kostümen wechselt: Einmal ist sie die gestrenge Oberin Elisabeth, dann die geschäftstüchtige Ehefrau Elisabeth, dann die geschäftstüchtige Ehefrau Magda."
DIE WELT



"An Stelle einer Eintrittskarte gibt`s ein Fläschchen Schnaps. Eine nette Geste, ein harmloser Gag der seinen boshaften Hintersinn erst im Verlauf des Stücks entfaltet Mit so einem Schlückchen hat der Untergang des Trinkers begonnen, erst eins, dann zwei und plötzlich findet er sich in der Heilanstalt wieder. Da liegt er nun und äugt unter der Decke seines Krankenbettes hervor: Endstation.

Hans Fallada hat den Roman Der Trinker in nur zwei Wochen während seines Aufenthaltes in solch einer Anstalt verfaßt und auch in der Bühnenbearbeitung (Bernd Ludwig) geht alles ganz schnell. Kaum hat der Mann sein erstes Besäufnis hinter sich, schon kann er nicht mehr aufhören und durchforstet fieberhaft die Vorräte der tüchtigen Ehefrau nach hochprozentigen Essenzen. Die hat seine Sucht längst erkannt, aber zur Einlieferung in die Heilanstalt kommt es erst, als der besoffene Gatte sie fast erwürgt.

Unter der Fuchtel der Krankenschwester Elisabeth durchläuft der Patient Erwin Sommer (Bernd Ludwig) noch einmal die Stationen seiner Suchtkarriere. Die strenge Schwester (Sabine Vitua) wird dabei abwechselnd zur Ehefrau Magda und zum Schankmädchen Elinor, seiner reine d´alcole. Während Elinor in der Erinnerung immer mehr zur Komplizin berauschender Stunden wird, verwandelt sich die ehrgeizige Magda in die Todfeindin, die er nur im Suff hemmungslos hassen kann.

Beiden Schauspielern gelingt es, den Wahn des Süchtigen und die nüchterne Überlegenheit der ihn umgebenden Frauen plastisch darzustellen. Bernd Ludwig steigert die Spannung durch sprachlich und mimisch packende Monologe. Das Bühnenbild vervollständigt seiner aussichtslosen Situation: Gitterbetten mutieren zu Gefängnismauern und überall erinnern riesige bauchige Wasserflaschen an den übermächtigen Durst. König Alkohol verdammt seine Untertanen lebenslänglich."
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