Bernd Ludwig/Schauspieler
 
         


"Forschungen eines Hundes"
(Kafka)

Regie: Christian Barthelmes, 1997

theater e1ns
(Treppenhaus an der Autobahnunterführung in Steglitz)

Die Produktion "Forschungen eines Hundes" war die erste gemeinsame Arbeit mit dem Regisseur Christian Barthelmes und seinem theater e1ns.(Es sollten einige weitere folgen)Für mich war es die vierte Auseinandersetzung mit Kafka im Theater.(Sofern sich dieser Begriff auf die vorgesehene Spielstätte unter der Autobahn anwenden ließ) Diesen Text kannte ich vorher nicht. und war sofort begeistert.
Die Kritik war es weitgehend auch.



"Kafka. Natürlich Kafka. Den Autor, dessen Texte mit bedrückender Intensität und unheimlicher Folgerichtigkeit die Entfremdung menschlicher Beziehungen thematisieren, hat der Schauspieler Bernd Ludwig schon häufig auf Bühnen interpretiert. Nun ist er der Protagonist der ersten Produktion des von Christian Barthelmes gegründeten theater e1ns. Kafka, natürlich Kafka. Eine Erzählung, der Monolog eines armen Hundes. Die Gesellschaft ist um einen langen gedeckten Tisch versammelt, an dessen Spitze sitzt der gastgebende Hund und hält seine "Tischrede". 80 Minuten lang. Die Gesellschaft sind wir Zuschauer, der Hund ist Bernd Ludwig. Unbewegt sitzt er da, die Pranken ruhen auf der Tischplatte. Er muß schon lange so dasitzen, ihre Abdrücke haben sich tief hineingefräst. Doch es ist mollig warm in seiner Hütte, einer Boysschen Filzhöhle direkt unter der Autobahn am Steglitzer Kreisel. (...)

Ludwig interpretiert den Monolog hervorragend mit dem ihm eigenen unaufdringlichen dafür um so intensiveren Understatement. Zwischendurch läßt Regisseur Barthelmes Dora auftreten, Kafkas Verlobte. Eva Maria Straka gibt die Nachsichtige, die dessen unendlicher Reflektion über seinen hündischen Imperativ "Mache naß, soviel Du kannst" nahezu wortlos aber dafür mit viel Verständnis begegnet. Und am Ende Essen und Wein austeilt. Für uns. Die Protagonisten gehen nämlich ab, zurück bleiben wir. Und jetzt entsteht zögernd etwas Wunderbares. Kommunikation. Über das Gesehene. Über den Wein. Die Autobahn. Über dies und das. Großartig. Wildfremde Menschen kommen ins Gespräch. Wir reden. Wir verstehen. Wir gehen irgendwann. Ungerne."
ZITTY
(Friedhelm Teicke)



"Ein Hund blickt in Franz Kafkas 1922 entstandener Erzählung Forschungen eines Hundes auf all die ungelösten Fragen seines Lebens zurück. Der namenlose Hund nimmt eine kleine Bruchstelle wahr, die ihn aus der Bahn des tierischen Daseins geworfen hat. Über die unnachsichtige Befragung der Welt hat seine Existenz einen tiefen Riß bekommen. All unsere Gesetze und Einrichtungen, räsoniert der in die Jahre gekommene Hund, gehen zurück auf die Sehnsucht nach dem größten Glück, dessen wir fähig sind, dem warmen Beisammensein. Mit erschrockenem Bewußtsein überblickt der Hund das Panorama seines Lebenslaufes und konstatiert in der eigenen Innenwelt ein ausgehöhltes Bewußtsein. (...)

Bernd Ludwig spielt den Hundeforscher mit einer Mischung aus trauriger Niedergeschlagenheit und Rebellion. Dora (Eva Maria Straka) umkreist den illusionslos gewordenen Helden, schält einen Granatapfel, kocht ein Süppchen und übersetzt gelegentlich die bitteren Erkenntnisse des Forschers emotionslos in die Sprache der Taubstummen.

Christian Barthelmes hat mit der Adaption von Kafkas Forschungen eines Hundes eine irritierende Séance geschaffen, die sich in der Geschlossenheit des Ortes und in Konzentration auf den Text wohltuend von vielen Off-Theater-Aufführungen abhebt. Am Ende bekommen die dreißig Gäste eine Suppe und Getränke serviert. Das Glück des Beisammenseins muß das Publikum freilich selbst zu gestalten wissen. FRANKFURTER RUNDSCHAU (Klaus Dermutz) "...ein magischer, eindringlicher Theaterabend..." DIE WELT (Lorenz Tomerius) "...ein kleiner Geniestreich..."
BERLINER MORGENPOST (M.R.Entreß)

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 © 2010 Bernd Ludwig